Forschungsmotive

Ich verweigerte den Kriegsdienst. Ich wollte darüber hinaus positiv zum Frieden beitragen. Das erfordert m.E. eine Antwort auf die Frage: Wie kann beendet oder verhindert werden, dass Menschen anderen bewusst Schaden zufügen? Die geläufige Antwort ist: Durch Schädigung des Schädigers wird dieser davon abgebracht.

Solches Verhalten wird meist als „Gegengewalt“ gerechtfertigt, der erste rechtfertigt sehr oft sein Schädigen des andern ebenso. Diese Art, Konflikte auszutragen, wird von vielen für normal gehalten, obwohl bekannt ist, dass sie die Tendenz zur zerstörerischen Schädigungsspirale hat, in der immer hemmungsloser immer mehr Schaden angerichtet wird und dass die modernen Massenvernichtungsmittel das Leben der Menschheit auf der Erde beenden können.

Viele Menschen wissen nicht, dass und wie Konflikte ohne oder mit minimalen Schädigungen ausgetragen werden können. Ich selbst suchte 14 Jahre, bis ich eine erste plausible Erklärung erhielt, wie „gewaltfreie“ Aktivitäten zum Abbau von Gewalt führen können, d. h. wie Konflikte konstruktiv bearbeitet werden können, auch dann, wenn eine Seite bereit ist, die andere Seite zu schädigen? Die Antwort ist: durch Gütekraft.

Inzwischen weiß ich:

  1. In der Praxis werden und wurden vielfach gütekräftige Antworten in privaten bis zu politischen Konflikten gefunden.
  2. Wissen um diese Möglichkeiten gibt es in allen großen Kulturen.
  3. Traditionen dieses Wissens wurden von und seit Mohandas K. Gandhi bewusst weiter entwickelt.
  4. Das Wissen wurde häufig von religiös motivierten Menschen in der Praxis angewandt und formuliert.

Leider führte und führt die religiöse Sprache bei vielen Interessierten, die sich nicht religiös verstehen, auch bei politisch Interessierten, zur Abwendung von solchem Wissen – ein nicht gewollter Effekt religiöser Formulierungen.

Das Forschungsprojekt soll dazu beitragen, den Schatz dieses Wissens allgemein leichter zugänglich zu machen. Ich möchte Chancen, Bedingungen und Grenzen der Gütekraft klären helfen und so mehr realistische Friedensmöglichkeiten aufzeigen.